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zusätzlicher Vorgang parallel zu dem Aufruf zum Zusammenhalt

Offener Brief an den Vorstand der Bund der freien Waldorfschulen (BdFWS)

Löschaufruf zur Kollektivmarke „Rudolf Steiner“

10. November 2022 (Update 15.11.2022)

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Sehr geehrte Damen und Herren,


an Sie wendet sich mit diesem Brief ein loser Zusammenschluss von Menschen, der Ihnen im Interesse aller Anthroposophen nahelegen möchte, die Wort- bzw. Kollektivmarke „Rudolf Steiner“ löschen zu lassen. Die Unterzeichner sind konsterniert darüber, dass der Name „Rudolf Steiner“ tatsächlich 1982 als Wort- respektive Verbandsmarke in der Klasse 41 unter der Nummer 1048931 bei den Patentämtern angemeldet wurde und insofern dahingehend vereinnahmt wurde, dass eine Nennung der Bezeichnung „Rudolf Steiner“ im Zusammenhang mit pädagogischen Dienstleistungen in werbender oder sonst hervorgehobener Weise, z.B. im Titel einer Schule oder einer anderen Institution, ohne Ihre Zustimmung unzulässig ist.


Wir möchten nicht über den rechtlichen Status und die rechtlichen Rahmenbedingungen sprechen, die es erlauben oder verbieten, den Namen „Rudolf Steiner“ als Wortmarke zu führen, sondern Ihnen vergegenwärtigen, dass unserer Überzeugung nach eine Vereinnahmung dieses Namens gegen die Grundsätze der Anthroposophie und vor allem gegen die des von Rudolf Steiner inaugurierten „Freien Geisteslebens“ gerichtet ist und Sie damit der Anthroposophie als geistiger Bewegung womöglich nachhaltigen Schaden zufügen.


Rudolf Steiner selbst legte in seinen Vorträgen dar, dass Patente im Bereich des Geisteslebens nichts verloren haben, sondern in das Wirtschaftsleben gehören, wo Dinge erfunden werden und es um (fairen) Wettbewerb geht. Es stellt sich die Frage: Geht es Ihnen, aus uns unbekannten Gründen, etwa um wirtschaftliche Aspekte, oder handelt es sich hier um ein Missverständnis?


Lassen wir Rudolf Steiner einmal selbst sprechen:


Nicht im geringsten dürfen, wenn die sozialistische Bewegung gesund sich entwickeln will, Privilegien, Patente, Monopole auf irgendeinem Zweig der Erkenntnis liegen. […] Aber so wird es sein, daß alle Monopole, Privilegien, Patente, die sich auf den Besitz geistiger Erkenntnisse beziehen, schwinden werden, und nur die Möglichkeit vorhanden sein wird, daß der Mensch den Inhalt des geistigen Lebens nach allen Richtungen hin, auf allen Gebieten so geltend machen kann, wie er in ihm liegt, wie stark er in ihm liegt, wie stark er in ihm zum Ausdrucke kommt. (1)


Ganz bestimmte Erkenntnisse bzw. eine ganz bestimmte Erkenntnisart darf sich Rudolf Steiner zuschreiben, Sie als „Bund“ eher nicht. Rudolf Steiner sprach davon, dass Monopole und Patente auf Erkenntnisse schwinden werden, das heißt: ungerechtfertigt sind, da diese aus  der Menschheit als einem Gemeinwesen entspringen.


Wir hoffen sehr, dass Sie einsichtig sind hinsichtlich der Tatsache, dass es keinerlei Gründe dafür gibt, dass Sie den Namen „Rudolf Steiner“ als Kollektivmarke Ihr Eigen nennen dürfen. Falls Sie das anders sehen, bitten wir höflichst um eine schriftliche Stellungnahme, die Ihre Ansichten begründet und aufzeigt, weshalb Sie der Meinung sind, dass Rudolf Steiner einer - sicherlich gutgemeinten - Patentierung seines Namens jemals hätte zustimmen sollen.

 

Wir gehen jedoch stark davon aus, das Rudolf Steiner einer solchen Patentierung auf das Schärfste widersprochen hätte. Er warnte deutlich vor auf uns zukommenden Zeiten, „in denen ebenso wie etwa jedes unpatentierte Sorgen für die Heilung der Menschen, auch jedes Wort verboten werden wird, das gesprochen wird, außer auf einer Anstalt, die von den materialistisch entwickelten Mächten garantiert und patentiert ist" (2). Sie unterstützen momentan leider diese Entwicklung.

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Auch möchten wir darauf hinweisen, dass parallel zu der unsrigen eine zweite Initiative unter dem Namen „Aufruf zum Zusammenhalt“ ins Leben gerufen wurde, die sich auch an Sie wendet. Das Ziel dieser Initative, wie das unsrige, ist dort wie folgt formuliert:

 

„Anstatt auszugrenzen, besteht unsere Aufgabe darin, gegenseitig das Gespräch zu üben.“ (3)

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Wir hoffen, dass in Ihrem lebhafte Dialoge geführt werden darüber, ob es nicht besser ist, die Marke "Rudolf Steiner" löschen zu lassen, und fortan wieder den Weg des Gesprächs zu suchen.

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Mit freundlichen Grüßen,

Oliver Heinl

und im weiteren die Unterzeichner (in alphabetischer Reihenfolge),

 

Alexander Stecker, Andreas Erdmann, Andreas Grüner, Angelika Kolbe, Angelina Gazquez, Anja Burkhart, Anne Damrow, Anne Quiske, Barbara Schwarz, Barbara Stuten, Barbara Sykora, Bernadette Holzer-Kalkreuth, Bettina Mieg, Bettina Müller, Brigitta Herdieckerhoff, Brundhilde Graband, Carmen Biste, Caroline Erichsen, Christel Tönnissen, Christian Sykora, Christopher Lindemann, Clara Steinkellner, Cornelia Himme, Cornelia Voigt, Daniela Göken, Detlef Böttcher, Diana Uphues-Janning, Dirk Pohlmann, Doris Houben, Doris Schulte, Edith Prahse, Elfriede Guggenberger, Elisabeth Rieschl, Elke Grözinger, Eva Schrader, Franziska Koch Wahren, Gabriele Christine Derungs-Wyssling, Gabriele Neuffer, Georg Dahlhausen, Gerald Schmid, Hellmut Kalbe, Ilona Bogdal-Klumpe, Imke Helmers, Jens Göken, Jonas Göken, Josef Dobler, Juliane Obrist, Karin Burschik, Kathrin Hartmann, Katja Schmid, Katja Wallner, Kirsten Matthäus, Klaus Roßelnbruch, Livio Loser, Lotte Schulthess, Lucia Salzwedel, Marc Heinecke, Margarete Widmann, Marion Koffend, Marion Schaefer, Markus Fiedler, Markus Lau Hintzenstern, Markus Schwarz, Martin Barkhoff, Nadja Schmalenberg, Paul Busse, Peter Romahn, Peter Wyssling, Petra Riedel, Rainer Schnurre, Randy Kreis, Ralf Hesse, Regina K. Herwig, Reinhard Gomer, Rita Eickhoff, Roland Preuß, Roland Tüscher, Rupert Schneider, Sabine Gomer, Sabine Hönig, Silvia Hübl, Stefan Böhme, Susanne Knörrich, Stefan Obrist, Stephan Rist, Thomas Külken, Tobias Ziebarth, Vanessa Toth, Veronika Constantin, Volker Franke, Werner Csech, Wilfried Sachs, Wolfgang Schmitt-Schroeder, Wolfgang Voigt, Zsuzsa Weinrowsky

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(1) Steiner Rudolf: Neunter Vortrag. Dornach, 3.11.1918. In: Gesamtausgabe 185. Geschichtliche Symptomatologie. Dornach, 1982. S. 226.
(2) vgl. Steiner, Rudolf: Neujahrsbetrachtungen. Zweiter Vortrag. Dornach, 1.1.1916. In: GA 165. Die geistige Vereinigung der Menschheit durch den Christus-Impuls. S. 109.

(3) vgl. https://www.aufruf-zum-zusammenhalt.de/

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